Starting a Lockdown Hobby
In wenigen Wochen ist es soweit und ich überschreite meine persönliche 365-Tage-Homeoffice-Marke. Arbeiten im Homeoffice wurde irgendwann zum Leben im Officehome und eine 1-Zimmer-Wohnung lässt doch recht wenig Spielraum, um sich mal auf andere Gedanken zu bringen. Irgendwann sind alle Ecken geputzt, alle Blumen gegossen und auch die Nachbarn antworten auf das laute „Guten Morgen!“ vom Balkon nur noch mit Gähnen und einem Mittelfinger.
Aber wie kann man sich ablenken? Wie kann man die manchmal endlos scheinenden Tage vor dem Rechner ein bisschen abwechslungsreicher gestalten? – Irgendwie muss man ja dann doch auch noch arbeiten. Für mich war die Lösung der Gleichung dann doch relativ schnell gefunden:
3D-Druck. In diesem Post werde ich das Thema 3D-Druck anschneiden und meine Motivation hinter diesem Projekt erklären. Bei Fragen zu Details schreibt mir gerne eine Nachricht!
In meiner Freizeit fliege ich gerne FPV-Copter (auch umgangsprachlich Racing-Drohnen genannt). Hier geht wirklich SEHR OFT etwas kaputt, was natürlich möglichst kostengünstig wieder repariert werden muss. Die meisten Komponenten kommen aus China oder den USA. Die langen Lieferwege führen zu langen Lieferzeiten, hohen Lieferkosten und einer miserablen Ökobilanz. Dabei handelt es sich bei den benötigten Teilen oft nur um spezielle Elemente aus Plastik. Mit einem 3D-Drucker können diese auch selbst erstellt werden. Dazu benötigt zunächst vor allem eins: Zeit – um die entsprechenden Druckdateien zu suchen und beim Druckprozess auf den Drucker „aufzupassen“.
Deshalb bestellte ich mir einen 3D-Drucker. An dieser stelle spare ich mir den typischen ausgepackt, aufgebaut, getestet Kram – dafür gibt es genug Material auf einschlägigen Videoplattformen – und komme direkt zu ein paar Gedanken, die sich jeder vor dem Erwerb machen sollte:
Was will und was kann ich überhaupt drucken?
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, kaufte ich den Drucker um defekte Teile meiner Drohnen einfach nachzuproduzieren. Schnell merkte ich, dass ein 3D-Drucker noch viele andere nützliche Einsatzzwecke bietet. Auf der Seite thingiverse.com finden sich endlos viele 3D-Modelle (STL-Dateien), die sich über einen Konvertierungsprozess in so genannten „GCODE“ umwandeln lassen. Der „GCODE“ ist quasi die Druckersprache. So weiß der Drucker, wo er das Druckmaterial in langen Fäden, Schicht für Schicht auftragen muss. Auch zum Druckprozess finden sich zahlreiche Anleitungen und Erklärungen im Netz. Für die Konvertierung, welche meist als „Slicing“ betitelt wird, gibt es verschiedene Programme. Ich nutzte bisher die Freeware „Ultimaker Cura“, welche auch sehr weit verbreitet erscheint. Der Workflow ist also 3D-Modell ->[Slicing]-> GCODE -> Druck.
Ich bin echt kein Profi, aber mit den Ergebnissen war ich bereits von Anfang an zufrieden. Durch weiteres testen, probieren und etwas Kreativität konnte ich mir viele nützliche Sachen drucken. Unterschiedliche Druckmaterialienvergrößern den Einsatzbereich nochmal um ein vielfaches.
Wo wir schon beim Thema Kreativität sind: Natürlich könnt ihr auch eure komplett eigenen 3D-Modelle mit entsprechender Software modellieren und anschließend drucken. Hier gibt es jede Menge Freeware, wobei ich für die Profis unter euch „Blender“ empfehlen würde. Für einfache Modelle gibt es auch deutlich einfachere Programme wie TINKERCAD, welches sich direkt im Brower eures Vertrauens öffnen lässt.
Das Druckmaterial
PLA: PLA ist ein Kunststoffgemisch, welches ab 100°C beginnt weich zu werden. Bei 200°C wird es dann richtig flüssig und man kann es wie Mutti beim Backen durch eine feine Düse drücken. Anschließend härtet es sehr schnell wieder aus. PLA gibt es in verschiedenen Qualitäten, wodurch sich die Belastbarkeit der gedruckten Objekte unterscheidet. Generell ist PLA ein eher steifes Druckmaterial. Unten seht ihr verschiedene Ergbenisse, aus verschiedenen Lebensbereichen:
- Massage-Rolle
- Handyhalterung fürs Auto
- Panel für USB-Sticks, SD- und microSD-Karten
- Tabletop-Figuren für Spiele
- Halterung für meinen Rasierer
- Abstellmöglichkeit für Zahnbürste und Co.
TPU: Auch bei TPU handelt es sich um ein Kunsttoffgemisch, welches allerdings einen hohen Wert an Elastizität aufweißt. Es ist etwas schwerer zu drucken und erfordert manchmal etwas Feintuning am Drucker. TPU eigenet sich sehr gut für einsatzbereiche, in denen etwas „überzogen“ werden soll. Als Beispiel fällt mir spontan eine Handyhülle oder ein Handybumper ein. Allerdings habe ich schon eine Handyhülle und da TPU deutlich teurer als PLA ist entschied mich daher für etwas wirklich nützliches: 1. Ein Bumper inklusive Halterung für die Action-Cam meiner Drohne und 2. zwei Stick–Protektoren, welche die Sticks vom Controller beim Transport vor unsanften Bewegungen schützen.
An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Bisher habe ich keine Studien oder Ähnliches über den Schadstoffausstoß von 3D-Druckern gefunden. Aber es ist klar, dass beim Erhitzen & Schmelzen ungesunde Dämpfe und Feinstaub entsehen kann. Nutzt den Drucker daher am besten nicht in eurem Schlafzimmer oder direkt neben eurem Home-Arbeitsplatz. Wie ihr an meinem Drucker oben sehen könnt, habe ich einen Abluft-Ventilator an den Anschluss meiner Dunstabzugsaube verbaut. Ich hoffe so das Risiko minimieren zu können.
Fazit
Ich persölich finde das Thema 3D-Druck wirklich interessant, weil es sich mit etwas Kreativität auf viele Lebensbereiche und Probleme anwenden lässt. Der 3D Drucker ist ein Werkzeug, mit dem sich super einfach Prototypen von Ideen in kleiner Stückzahl umsetzten lassen. So habe ich zum Beispiel alte Computer-Festplatten, Lüfter und Platinen mit Hilfe des Druckers zu einem NAS-Server verschmelzen lassen, der nun als meine eigene private Cloud läuft (vielleicht gibt es hier nochmal einen extra Artikel.) Öfters wird man belächelt, wenn man enthusiastisch über das Thema berichtet, aber wenn man von den vielen Möglichkeiten erzählt ist das Interesse schnell groß. Ich habe mit dem 3D-Druck definitiv ein Lockdown Hobby für mich entdeckt!